Grundschule soll sowohl den Musik- als auch den Experimentierraum für Bibliothek räumen

Im Sozialausschuss und im Lehrergespräch stellte der Bürgermeister dar, warum die Bücherei umziehen muss.
Lehrer und Elternvertreter äußern Bedenken über den Raumverlust

Dallgow-Döberitz. Wer die Grundschule am Wasserturm in Dallgow im Internet sucht, stößt unter anderem auf einen Wikipedia-Artikel. Demnach ist sie die größte Grundschule im Land Brandenburg.
Und wo viele Schüler sind, gibt es eines wenig: Platz. Lehrerschaft und Elternvertreter fürchten, dass dieser in Zukunft noch knapper werden könnte. Aber warum?

Begonnen hat alles im Frühling. Damals wurde nicht nur das Wetter wärmer, sondern auch in der Gerüchteküche begann zu köcheln. Demnach sollte der Kunstraum im Würfelbau am Verkehrskreisel wegfallen und dort die Bibliothek einziehen. Für Eltern und Lehrer eine unverständliche Geschichte. Klarheit sollte die Bürgerfragestunde im Sozialausschuss bringen.

Mit den Bedenken konfrontiert antwortete damals, am 9. Mai dieses Jahres, der Bürgermeister, der Kunstraum der Grundschule sei als neuer Raum für die Bibliothek „vom Tisch“. Das war insofern richtig, als dass der Boden des Kunstraums statisch dafür nicht ausgelegt ist, derartig viele Bücherregale zu tragen – er liegt im ersten Stock des Gebäudes.

In das Erdgeschoss des Kunst- und Musikgebäudes der Grundschule am Wasserturm soll die Bibliothek einziehen. Elternvertreter sehen das kritisch.

Jetzt ist die Situation wieder angespannt, denn in Betracht gezogen wird, einfach die Bibliothek ins Erdgeschoss des Würfels zu setzen – was auf dasselbe Raumproblem für die Schule hinausläuft.

Um die Position der Gemeinde darzulegen, zeigte der Bürgermeister am 3. November im Sozialausschuss und am 15. November vor den Lehrern und zwei Gemeindevertretern (Brigitte Block und Sascha Labenski von den Freien Wählern) eine Präsentation. Laut ihm gebe es derzeit keine anderen Räume oder Gebäude in Dallgow, in die die Bibliothek einziehen könnte. Die Bibliothek platze aus allen Nähten – sie verfügt mittlerweile über 13.000 Medien. Zudem seien weder der Zugang an der Treppe noch die Räume selbst barrierefrei, was auf Dauer nicht funktioniere.

Zur Präsentation am Montag, 15. November, waren alle Gemeindevertreter geladen. Dass nur zwei davon kamen, lag unter anderem daran, dass die Einladung erst am Freitag zuvor bei ihnen ankam und der montägliche Termin bereits um 14 Uhr stattfand. Für Angestellte in Vollzeit war das also so, wie derzeit von Seeburg nach Potsdam zu fahren: sehr ungünstig.


Wir unterbrechen diesen Artikel für eine Stellungnahme der Autorin

Eine Bibliothek ist wie das Eis vom Eismann etwas Schönes. Allerdings hat die Dallgower Bücherei zwei Probleme: bescheidene Öffnungszeiten und zu wenig Personal. Diese Faktoren führen in Bezug auf einen geplanten Einzug ins Schulgebäude dann zu einem weiteren Problem – und zwar dem der Verhältnismäßigkeit. Das Würfelgebäude wird ständig von den Schülern der Schule genutzt. Die Bibliothek würde es durch den Einzug dauerhaft belegen und dann aber lediglich drei Tage die Woche geöffnet haben.
Mir fehlt auch von vornherein Transparenz zu den Nutzerzahlen: Öffentlich zugänglich im Netz lässt sich dazu gerade einmal finden, dass 2015 der 1.000 Bibliotheksausweis ausgestellt wurde. Aber nicht, wie viele Ausweise davon regelmäßig verlängert oder welche Inhaber vielleicht gar nicht mehr in Dallgow – oder überhaupt – leben.
Im Vergleich ist da die vereinsbasiert organisierte Bibliothek in Schönwalde-Glien deutlich besser: Sie veröffentlicht jährlich durch die Presse Nutzer- und Entleihzahlen. Ein gutes Vorbild.
Die Dallgower Schule wäre mit dem Einzug der Bücherei Opfer einer schlechten Planung. Seit Jahren steigt die Einwohnerzahl. Warum wurde das neue Rathaus nicht gleich so groß geplant, dass die Bibliothek dort hätte rein können? Sie ist ja nicht erst seit gestern beengt und nicht barrierefrei.
Da auf Eltern-, Lehrer- und Gemeindeseite viele Fragen nicht geklärt sind, sollte der Bürgermeister zu einem öffentlichen Gesprächstermin für alle Interessierten laden. Die Gemeinde kann es dann machen wie die Scheiben am Rathaus: Mit Transparenz glänzen.

Und nun zurück zum Text


Am Montag hatte auch die Lehrerschaft die Möglichkeit, ihre Bedenken zu äußern. Eine Lehrerin zeigte sich enttäuscht darüber, dass sowohl der Musik- als auch der Experimentierraum gestrichen würden. Die von der Gemeinde vorgeschlagenen Alternativen zu den Raumverlusten sind nämlich wie folgt:

Musikunterricht soll in den Klassen stattfinden und der Bewegungsteil des Unterrichts könne laut Gemeinde im Glasflur zwischen dem Schulneubau und dem anderen Klassengebäude an der Steinschneiderstraße abgehalten werden. „Weder für die Lehrer noch für uns ist der Glasflur ein angemessener Vorschlag“, sagt Elternvertreterin Andrea Lampe. Der Bürgermeister sagte im persönlichen Gespräch, dass der Flur aus Sicht des Architekten für Musik geeignet sei und keine Nachteile berge.

Die Elternvertreter haben die Sorge, dass anstatt in ein positives Bildungserlebnis für die Schüler, auf Kosten der Kinder gespart würde. Der Bürgermeister versichert, dass er nicht ohne Zustimmung von Schule und Hort die Bibliothek ins Würfelgebäude einziehen lasse, ihm sei aber Zustimmung von beiden Parteien signalisiert worden. Langfristig sei geplant, den Schulstandort an der Steinschneiderstraße zu einer eigenständigen Schule zu machen. Dann würde sich die Raumsituation wieder deutlich verbessern, weil sich die Hortbetreuung ändert. Derzeit sei die Auslastung aber auch entspannt, da der Komplex für 450 Schüler ausgelegt sei, aber nur 350 Schüler derzeit diesen Standort besuchten. Die Schule sieht das anders. Die Räume sind derzeit alle, bis auf einen, belegt.

Wann der Standort zu einer unabhängigen Schule umgebaut und umgeschrieben wird ist ebenfalls nicht klar. Die Bauarbeiten zu einer geplanten neuen Turnhalle dafür haben noch nicht begonnen.

Warum die Bücherei umziehen soll, steht in diesem Artikel vom Juni 2021: Wohin mit den Büchern?

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Bestes Musikvideo Dallgows nun online

Bürgermeisterkandidatin der Partei “Die PARTEI” veröffentlicht Wahlkampfsong

Viele liebe Menschen aus dem Havelland, Teltow und Berlin haben mir geholfen, ein Video zum besten Wahlkampfsong zu drehen, den jemals ein Kandidat für eine Wahl in Dallgow-Döberitz eingesungen hat. Gänsehaut-Feeling beim Ansehen garantiert (die Gründe können variieren).

Der große Coup

In der kleinen Gemeinde Dallgow-Döberitz kämpfen sieben tapfere Politiker um das Amt des Bürgermeisters. Wer wird diesen Kampf gewinnen?

Vivien Tharun hatte lange gewartet. Jetzt würde sie nur noch anderthalb Monate warten müssen. Dann kommt der Tag der Hochrechnung. Am 1. November 2020 sollte die Bürgermeisterwahl für Dallgow-Döberitz sein. Und unter den sieben Kandidaten war sie, Vivien – eine Außenseiterin, der nicht viele Chancen eingeräumt wurden. Das war zum größten Teil ihrer Parteizugehörigkeit geschuldet. Durch diese war Vivien mit dem Stigma der Ulknudel gezeichnet. Und das obwohl sie als Mitglied des Kreistags Havelland solide Arbeit in ihrer Fraktion „DIE LINKE/Die PARTEI“ leistete.

Aber wer würde schon eine Kandidatin der Satirepartei „Die PARTEI“ zur Bürgermeisterin wählen, wenn es doch ernstzunehmende Alternativen gab? Da gab es den Konservativen, der „Zuhause wählen“ wollte – und das „mit Sicherheit“. Die ökologische Kandidatin, die „Zukunft gestalten“ wollte, oder auch den freien Mitbewerber, der an Straßenlaternen Bilder von Leuchtmitteln aufhing. „Harte Konkurrenz“, dachte Vivien Tharun sich da.

Fast verzweifelt, aber eben nur fast, dachte sie über ihre Lage nach. Womit könnte sie sich von den anderen Sechs abheben? Der erste Punkt, die Wahlwerbung, war klar. Als einzige hatte Vivien nicht nur ein Plakatmotiv, sondern sechs. So viele eben, wie es Mitbewerber gab. Und als erste im Ort stellte sie Großbanner auf. Das sicherte ihr bereits etwas Aufmerksamkeit. Andere Punkte waren da schwerer. Schließlich war ihre Zielgruppe eine andere als die der christlichen Unionierenden. Doch wie sollte sie die erreichen?

Auf einem bekannten sozialen Netzwerk hatte sie zwar eine Fanseite eingerichtet (www.facebook.com/tharunvivien), doch dort tummelten sich ihre Wähler nicht unbedingt. Da blieben ihr nur noch zwei Möglichkeiten, ihre Wähler zu erreichen. Und zwar in zwei anderen Netzwerken: www.instagram.com/vivientharun und www.reddit.com/u/rapper_toire. Auf Letzterem machte sie aber eher Privatquatsch. Für Chats mit Wählern bot sich daher die Subreddit-Seite www.reddit.com/r/dallgow an. Ach! Und auf Twitter ist sie auch: www.twitter.com/rapper_toire.

Das waren alles schon ganz gute Ansätze, wie Vivien fand. Ein Wahlprogramm gab es auch schon: Die Straßen Dallgows sollten so breit werden, dass die Feuerwehrwagen entspannt um die Kurve kommen. Auch rückwärts. Der Ortsteil Dallgow-Ausbau müsste dringend Straßenlaternen bekommen. Sonst findet dort niemand sein Haus in all dem Waldgrün und bei Nacht.

Und die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde, Grundschule und Hort war so ausbaufähig wie Dallgow-Ausbau. Damit die Grundschüler genug Kraft zum Lernen hätten, sollte beim Schulessen nachgebessert werden. Denn Pizza, die in Aluschalen gebacken wird schmeckt eben, nun ja, nach Aluminium. Nach so einem Essen kann niemand gut lernen.

All das waren erste Ansätze für den Wahlkampf, aber eben nur Ansätze. Den großen Coup, den behielt sich Vivien Tharun daher für Oktober vor…

Vivien Tharun Kampagne „DIE PARTEI“ Plakate – Bürgermeisterwahl Dallgow