Schulleiter spricht sich in einem Brief gegen den Einzug der Bücherei in die Grundschule aus
In einem Schreiben, das die Gemeindevertreter adressierte, teilte der Leiter der Grundschule am Wasserturm, Hendrik Frost, mit, dass sich die Schulleitung „nach mehrmaliger Prüfung und Beratung mit dem Lehrerkollegium“ und Auswertung des Gesprächs vom vorigen Montag, gegen eine Ansiedlung der Bibliothek im Kunst- und Musikgebäude der Schule ausspricht.
Durch den Verlust des Gebäudes müssten die Schüler ihren Unterricht in Räumen erhalten, die nicht barrierefrei sind. Diese Aussage im Brief bezieht sich unter anderem auf den Experimentierraum. Im Würfelgebäude ist einer barrierefrei erreichbar. Fällt dieser durch Einzug der Bibliothek weg, müssten die Kinder den Experimentierraum im Hortgebäude nutzen. Dieser ist im ersten Stock und nur über Treppen zu erreichen.
Weiter heißt es im Schreiben, im derzeitigen Gesamtkonzept sei „nur ein Klassenraum als Freiraum zur Verfügung“. Im Schuljahr 2022/23 wird es sechs erste Klassen geben. Ab dann sind alle Räume belegt. Das heißt – und dies als Anmerkung der Autorin – wenn jetzt ein ganzes Gebäude wegfiele, hätte die Schule erneut ein massives Platzproblem. Und genau das wollte man ja durch die neuen Klassenräume, die im vorigen Schuljahr an der Steinschneider eingeweiht wurden, beenden.
Den Vorschlag der Gemeinde, im Glasflur des Obergeschosses dieses Neubaus den Bewegungsteil des Musikunterrichts abzuhalten, lehnt die Schulleitung mit der Begründung ab, dass dies schlicht kein Unterrichtsraum sei. Es könnten weder Regale noch Spiegelwände aufgestellt werden und es gebe dann keinen barrierefreien Übergang zum älteren Gebäude nebenan mehr.
Das Schreiben wurde heute auf Facebook geteilt und ist öffentlich.
Im Sozialausschuss und im Lehrergespräch stellte der Bürgermeister dar, warum die Bücherei umziehen muss. Lehrer und Elternvertreter äußern Bedenken über den Raumverlust
Dallgow-Döberitz. Wer die Grundschule am Wasserturm in Dallgow im Internet sucht, stößt unter anderem auf einen Wikipedia-Artikel. Demnach ist sie die größte Grundschule im Land Brandenburg. Und wo viele Schüler sind, gibt es eines wenig: Platz. Lehrerschaft und Elternvertreter fürchten, dass dieser in Zukunft noch knapper werden könnte. Aber warum?
Begonnen hat alles im Frühling. Damals wurde nicht nur das Wetter wärmer, sondern auch in der Gerüchteküche begann zu köcheln. Demnach sollte der Kunstraum im Würfelbau am Verkehrskreisel wegfallen und dort die Bibliothek einziehen. Für Eltern und Lehrer eine unverständliche Geschichte. Klarheit sollte die Bürgerfragestunde im Sozialausschuss bringen.
Mit den Bedenken konfrontiert antwortete damals, am 9. Mai dieses Jahres, der Bürgermeister, der Kunstraum der Grundschule sei als neuer Raum für die Bibliothek „vom Tisch“. Das war insofern richtig, als dass der Boden des Kunstraums statisch dafür nicht ausgelegt ist, derartig viele Bücherregale zu tragen – er liegt im ersten Stock des Gebäudes.
In das Erdgeschoss des Kunst- und Musikgebäudes der Grundschule am Wasserturm soll die Bibliothek einziehen. Elternvertreter sehen das kritisch.
Jetzt ist die Situation wieder angespannt, denn in Betracht gezogen wird, einfach die Bibliothek ins Erdgeschoss des Würfels zu setzen – was auf dasselbe Raumproblem für die Schule hinausläuft.
Um die Position der Gemeinde darzulegen, zeigte der Bürgermeister am 3. November im Sozialausschuss und am 15. November vor den Lehrern und zwei Gemeindevertretern (Brigitte Block und Sascha Labenski von den Freien Wählern) eine Präsentation. Laut ihm gebe es derzeit keine anderen Räume oder Gebäude in Dallgow, in die die Bibliothek einziehen könnte. Die Bibliothek platze aus allen Nähten – sie verfügt mittlerweile über 13.000 Medien. Zudem seien weder der Zugang an der Treppe noch die Räume selbst barrierefrei, was auf Dauer nicht funktioniere.
Zur Präsentation am Montag, 15. November, waren alle Gemeindevertreter geladen. Dass nur zwei davon kamen, lag unter anderem daran, dass die Einladung erst am Freitag zuvor bei ihnen ankam und der montägliche Termin bereits um 14 Uhr stattfand. Für Angestellte in Vollzeit war das also so, wie derzeit von Seeburg nach Potsdam zu fahren: sehr ungünstig.
Wir unterbrechen diesen Artikel für eine Stellungnahme der Autorin
Eine Bibliothek ist wie das Eis vom Eismann etwas Schönes. Allerdings hat die Dallgower Bücherei zwei Probleme: bescheidene Öffnungszeiten und zu wenig Personal. Diese Faktoren führen in Bezug auf einen geplanten Einzug ins Schulgebäude dann zu einem weiteren Problem – und zwar dem der Verhältnismäßigkeit. Das Würfelgebäude wird ständig von den Schülern der Schule genutzt. Die Bibliothek würde es durch den Einzug dauerhaft belegen und dann aber lediglich drei Tage die Woche geöffnet haben. Mir fehlt auch von vornherein Transparenz zu den Nutzerzahlen: Öffentlich zugänglich im Netz lässt sich dazu gerade einmal finden, dass 2015 der 1.000 Bibliotheksausweis ausgestellt wurde. Aber nicht, wie viele Ausweise davon regelmäßig verlängert oder welche Inhaber vielleicht gar nicht mehr in Dallgow – oder überhaupt – leben. Im Vergleich ist da die vereinsbasiert organisierte Bibliothek in Schönwalde-Glien deutlich besser: Sie veröffentlicht jährlich durch die Presse Nutzer- und Entleihzahlen. Ein gutes Vorbild. Die Dallgower Schule wäre mit dem Einzug der Bücherei Opfer einer schlechten Planung. Seit Jahren steigt die Einwohnerzahl. Warum wurde das neue Rathaus nicht gleich so groß geplant, dass die Bibliothek dort hätte rein können? Sie ist ja nicht erst seit gestern beengt und nicht barrierefrei. Da auf Eltern-, Lehrer- und Gemeindeseite viele Fragen nicht geklärt sind, sollte der Bürgermeister zu einem öffentlichen Gesprächstermin für alle Interessierten laden. Die Gemeinde kann es dann machen wie die Scheiben am Rathaus: Mit Transparenz glänzen.
Und nun zurück zum Text
Am Montag hatte auch die Lehrerschaft die Möglichkeit, ihre Bedenken zu äußern. Eine Lehrerin zeigte sich enttäuscht darüber, dass sowohl der Musik- als auch der Experimentierraum gestrichen würden. Die von der Gemeinde vorgeschlagenen Alternativen zu den Raumverlusten sind nämlich wie folgt:
Musikunterricht soll in den Klassen stattfinden und der Bewegungsteil des Unterrichts könne laut Gemeinde im Glasflur zwischen dem Schulneubau und dem anderen Klassengebäude an der Steinschneiderstraße abgehalten werden. „Weder für die Lehrer noch für uns ist der Glasflur ein angemessener Vorschlag“, sagt Elternvertreterin Andrea Lampe. Der Bürgermeister sagte im persönlichen Gespräch, dass der Flur aus Sicht des Architekten für Musik geeignet sei und keine Nachteile berge.
Die Elternvertreter haben die Sorge, dass anstatt in ein positives Bildungserlebnis für die Schüler, auf Kosten der Kinder gespart würde. Der Bürgermeister versichert, dass er nicht ohne Zustimmung von Schule und Hort die Bibliothek ins Würfelgebäude einziehen lasse, ihm sei aber Zustimmung von beiden Parteien signalisiert worden. Langfristig sei geplant, den Schulstandort an der Steinschneiderstraße zu einer eigenständigen Schule zu machen. Dann würde sich die Raumsituation wieder deutlich verbessern, weil sich die Hortbetreuung ändert. Derzeit sei die Auslastung aber auch entspannt, da der Komplex für 450 Schüler ausgelegt sei, aber nur 350 Schüler derzeit diesen Standort besuchten. Die Schule sieht das anders. Die Räume sind derzeit alle, bis auf einen, belegt.
Wann der Standort zu einer unabhängigen Schule umgebaut und umgeschrieben wird ist ebenfalls nicht klar. Die Bauarbeiten zu einer geplanten neuen Turnhalle dafür haben noch nicht begonnen.
Warum die Bücherei umziehen soll, steht in diesem Artikel vom Juni 2021: Wohin mit den Büchern?
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Dallgow-Döberitz. Es immer allen recht zu machen, ist nicht möglich. Die Gemeinde Dallgow-Döberitz merkt das gerade am Beispiel der Gemeindebibliothek. Die soll nämlich umziehen. Aber wohin? Und was ist der Grund?
Sobald der Bahnhofsvorplatz umgestaltet ist, bräuchte die Gemeindebibliothek eine Rollstuhlrampe. Die würde teuer, da an dem geschützten Gebäude nur eine bestimmte Bauweise erlaubt wäre. Foto: Vivien Tharun
Wie Bürgermeister Sven Richter im Sozialausschuss am Mittwoch, 9. Mai, sagte, ergebe sich durch die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes, dass die Bibliothek zukünftig eine Rollstuhlrampe bräuchte. Doch der Komplex, in dem die Bibliothek gerade ist, ist geschützt und es müsste eine spezielle, sehr teure, Rampe angebaut werden. „Die Investition möchten wir für ein Gebäude, das uns nicht gehört, nicht machen“, sagte Richter.
Also wurde nach Ausweichmöglichkeiten für die Bücherei gesucht. In die Auswahl fiel unter anderem der Kunstraum im Computerkurs- und Kunstgebäude der Grundschule am Lidl-Verkehrskreisel. Das sorgte bei Eltern und der Elternvertretung der Grundschule für Unmut. Die Schule hat Schülerzuwachs, die nächste erste Klasse wird wieder sechszügig. Jeder Raum wird gebraucht. Derzeit sind einige Horträume noch von der Kita Schlumpfenland belegt, die aber wieder ausziehen wird, sobald der Neubau ihres Kindergartens fertiggestellt ist.
Doch das würde eben nur Horträume und keine Schulräume freigeben. Hortbetrieb und Schulbetrieb sind in Ablauf und Konzept streng von einander getrennt. Zudem hatte die Gemeinde zugesichert, dass nach Auszug der Kita nichts Neues in der Schule angesiedelt würde.
Die Gemeinde hatte überlegt, die Bücherei im Kunstraum der Grundschule (oben rechts im Bild) anzusiedeln. Durch einen separaten Aufgang wäre eine Trennung von Schulbetrieb und Bibliothek möglich gewesen. Foto: Vivien Tharun
Weitere Befürchtungen der Elternvertreter waren, dass sich zu den Betriebszeiten der Bücherei Fremde auf das Schulgelände begeben könnten. Die Gemeinde hatte dazu angemerkt, das Kunst- und Computerkursgebäude habe einen separaten Eingang und könne anders umzäunt werden. Zudem sei es durch den vorhandenen Fahrstuhl barrierefrei.
Problematisch ist hierbei, dass der separate Eingang eine Treppe ist, die zum ersten Stock führt und der Fahrstuhl nur im Inneren ist und wieder zu Räumen führt, die die Schüler benutzen. Auch hier würde ein Umbau oder neuer Zaun Geld kosten.
Elternsprecherin Andrea Lampe nahm darum Kontakt zur Schulleitung und Gemeinde auf, um die Meinung der Elternschaft zum Umzug der Bücherei weiterzugeben. „Positiv ist, dass die Gemeinde uns zugehört hat und auch die Schule rechtzeitig von ihr darüber informiert wurde, dass der Kunstraum für die Bibliothek infrage kommt.“ Das sei eine bessere Kommunikation als in den Vorjahren, so die Sprecherin. Enttäuscht war Lampe darüber, dass schon wieder die Schule für ein Raumproblem der Gemeinde herhalten müsse und dafür überhaupt in Betracht gezogen wurde.
Im Sozialausschuss teilte Bürgermeister Sven Richter dann mit, dass der Kunstraum als Option für die Bibliothek nun „vom Tisch“ sei. Allerdings würde weiterhin gemeinsam mit der Schule nach einem Standort für die Bücherei gesucht. „Wir werden aber nichts machen, was die Schulleitung nicht will“, versicherte Richter.
Vorerst bleibt also weiter offen, wohin die Bibliothek ziehen kann.