Gemeinde stellt Pläne zum Bibliotheksumzug zurück

Elternschaft erleichtert: Grundschule am Wasserturm kann Musik- und Experimentierraum – vorerst – behalten.
Eltern halten geplante Demo trotzdem ab, um Präsenz zu zeigen

Dallgow-Döberitz. Der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Ralf Böttcher, teilte am Mittwoch, 24. November, vor dem Dallgower Rathaus einer Gruppe demonstrierender Eltern mit, dass „ein Einzug der Bibliothek in das Würfelgebäude vom Tisch“ sei. Man wolle auch „Nicht immer auf den Schulstandort zugreifen, wenn irgendwo Räume gebraucht“ würden.

Laut Böttcher würde Weiteres im Sozialausschuss noch besprochen werden und (schriftlich) formuliert. Er teilte aber auch mit, dass diese Formulierung nicht für immer gelten könne, da dafür „unsere Welt zu sehr veränderlich“ sei.

Für die Eltern und Teile der Lehrerschaft ist das erst einmal eine Erleichterung und es schwingt das gute Gefühl mit, dass Teile der Gemeindevertretung ein offenes Ohr für die Bedenken der Bürger haben. Hier das Video:

Ralf Böttcher teilt der demonstrierenden Elternschaft und deren Kindern mit, dass die Bibliothek vorerst nicht ins Würfelgebäude ziehen wird. Freigabe des Videos durch eine Mutter, Unkenntlichmachung der Kinder durch Vivien Tharun.

Die öffentliche Aussage zum Würfelgebäude machte Böttcher vor rund 110 Eltern und Kindern, die für den Erhalt des gesamten Würfelgebäudes als Schulgebäude demonstrierten. Kurz vor der Demo war bekannt geworden, dass die Gemeinde ihre Pläne zum Bibliotheksumzug zurückzieht. Die Demo wurde dann trotzdem abgehalten, um Präsenz zu zeigen. Der Schulkindvater, der sie organisiert hatte, hatte ursprünglich mit maximal 50 Teilnehmern gerechnet und war froh, dass doch deutlich mehr Menschen kamen, wie er der Autorin persönlich bei der Demo mitteilte.

Elterndemo vor dem Rathaus am 24.11.2021. Der Protest richtet sich gegen den Einzug der Bibliothek in das „Würfelgebäude“ der Schule. Dadurch würde die Raumnot der Schule noch größer ist die Befürchtung. Foto: Vivien Tharun
Frontbanner der Demo. Foto: Vivien Tharun

Meinungsecke der Autorin

Die Gemeindevertreter haben es nicht leicht. Sie möchten einerseits auf die Bürger hören – was sie im Fall der Bibliothek auch getan haben – andererseits brauchen sie eine kostengünstige, dauerhafte, Lösung für einen neuen Büchereistandort. Da aber die Medienzahl der Bibliothek jährlich wächst, hätten auch Musik- und Experimentierraum des Grundschulgebäudes nicht lange ausgereicht.
Doch wo nun hin mit den Büchern?
Das ist, wie ich vermute, schwer zu beantworten. Blickt man in die Zukunft, könnte es sogar sein, dass mit zunehmender Digitalisierung die Bibliothek eines Tages nicht mehr nötig sein könnte. Bis dahin muss aber ein Platz gefunden werden. Manche Gemeinden – wie Schönwalde-Glien – haben eine vereinsbasierte Bibliothek, bei der sich Ehrenamtliche wie Nicola Menzel um alles kümmern. Wo anders gibt es Bücherbusse oder Containerlösungen. Container sind allerdings recht teuer. Da sind Modulhäuser fast billiger. Laut jemandem von den Grünen habe die Kita St. Martin signalisiert, dass sie das Kasernengebäude am Wasserturm nicht mehr bräuchte. Auch das wäre eine Möglichkeit, die in Betracht gezogen werden sollte. Für jede Option gilt aber, dass es teuer wird. Sei es ein barrierefreier Umbau am Bahnhof oder ein Gebäude- oder Modulhauskauf. Auch der ursprünglich
geplante Einzug der Bibliothek ins Würfelgebäude war mit Kosten verbunden: Im Experimentierraum hätten alle Waschbecken entfernt sowie der Schul- und Bibliotheksbetrieb räumlich getrennt werden müssen, damit sich Besucher und Schüler nicht begegnen. Für den Zugang von der Straße wäre ein massiver Umbau nötig, denn auch er ist nicht barrierefrei (siehe Foto).
Aber Eines gilt immer: Die Schule soll nicht für Sparmaßnahmen herhalten müssen.

Der jetzige Eingang von der Straße zum Würfelgebäude ist nicht barrierefrei. Er liegt unter dem Straßenniveau. Auch hier müssten eine neue Zaunführung und Rampe entstehen. Foto: Vivien Tharun

Ende der Meinung


PS: Hallo Herr Bürgermeister!
Ja, ich war tatsächlich bei der Demo und habe mit Leuten gesprochen.